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Impuls zum zweiten Advent
Am ersten Adventssonntag haben wir die eher ungewöhnliche Perspektive des Wartens auf Maria eingenommen. Heute bildet die von Sr. Hedwig beschriebene adventliche Umgebung einen Kontrast zu unseren oft idyllischen Vorstellungen von der Adventszeit. Gerne verbinden wir damit schneebedeckte Landschaften, die in Stille, Beschaulichkeit und Reinheit auf die Geburt Jesu warten. Nicht so hier:
Wild geschoben,
laufen oben
Wolken
weiss und wirr
goldendürr
am Tulpenbaum
Die Papageienkapseln tanzen,
und die wilden Enten
schreien
schon den ganzen
Tag wie irr.
Fenster zu, Geklirr,
Alles wird in Nebelfetzen
und in Pfützen
wegvertrieben.
Statt Stille: klirrende Fenster und schreiende Enten. Statt Schneelandschaft: Nebel, verhangener Himmel, Regen, Wind und verblühte Pflanzen. Diese herbstlich graue Szenerie entspricht wohl eher unserer Lebensrealität, unserem Lebensgefühl, wahrscheinlich besonders in diesem Jahr. Unsere Sehnsucht nach einer friedlichen Idylle ist verständlich, genauso wie sich die Menschen zu Zeiten Jesu nach einem Messias mit weltlicher Macht sehnten, der endlich der Zeit der römischen Fremdherrschaft ein Ende machen sollte. Aber wir wissen, Gottes Kommen in unser Leben passiert ganz anders.
will im Schutz der Gartenmauer
mich auf diesen riesenrunden
roten Kürbis setzen,
bei den abgeblühten
Silberlingen
dich erwarten,
Wir bleiben nicht schutzlos den rauen Elementen ausgesetzt. Die soliden Steine der Mauer erinnern daran, wie Gott als unser Beschützer immer wieder in den Psalmen beschrieben wird: als Burg und als Festung. Und der Kürbis mit seinem knalligen Orange-Rot bringt Farbe in die Szene. Gleichzeitig ist er das christliche Symbol für die Vergänglichkeit des Lebens, die spürbar wird
im Verwehen und Vergehn
der Welt
ein wenig singen
und dich kommen sehn.
Einfacher könnte das adventliche Warten kaum beschrieben sein. Dieses schlichte Warten im Alltäglichen, im grauen Regenwetter unseres Lebens entspricht Jesu Beschreibung des Reiches Gottes, es „ist schon mitten unter euch.“
Aus: Silja Walter, „Ein Stern ist aufgebrochen. Ein Begleiter durch Advent und Weihnachten“;
Verfasserin des vorliegenden Textes: Kandidatin Judith Samson